ADHS Anzeichen: Wie man ADHS bei Mitarbeitenden erkennen kann
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine Entwicklungsstörung des Gehirns, die oft bis ins Erwachsenenalter anhält. ADHS kann die Arbeitsleistung und das Verhalten von Mitarbeitenden stark beeinflussen. In diesem Artikel erfährst du, wie sich ADHS bei der Arbeit zeigt und wie du ADHS bei Mitarbeitenden erkennen kannst – also welche sicheren Anzeichen es gibt!
Wie kann man ADHS bei Mitarbeitenden erkennen? Was sind ADHS-Anzeichen am Arbeitsplatz?
ADHS kann sich auf vielfältige Weise am Arbeitsplatz bemerkbar machen. Zu den häufigsten Auswirkungen gehören:
- Konzentrationsprobleme: Betroffene können sich oft nicht lange auf eine Aufgabe konzentrieren. Sie lassen sich leicht ablenken und schaffen ihre Aufgaben daher nicht effizient.
- Schlechte Organisation und Zeitmanagement: Mitarbeitende mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Aufgaben zu planen und zu priorisieren. Das führt oft zu verpassten Deadlines und unvollständigen Projekten.
- Impulsivität: Sie treffen oft spontane Entscheidungen, ohne gründlich nachzudenken. Das kann in Meetings oder bei der Zusammenarbeit mit Kolleg:innen problematisch sein.
- Vergesslichkeit: Sie vergessen häufig Termine, Anweisungen oder wichtige Details.
- Unruhe und Hyperaktivität: Betroffene sind ständig in Bewegung oder reden viel, auch wenn es unpassend ist.
Diese Bereiche können helfen ADHS bei Mitarbeitenden erkennen zu können.
Wie zeigt sich ADHS am Arbeitsplatz? Eine echte Geschichte:
Vor einigen Jahren lernte ich im Rahmen einer Weiterbildung einen Referenten kennen, der zugleich auch Unternehmer war. Dieser charismatische und kreative Mann hatte meines Erachtens ziemlich sicher ADHS (Mischtypus oder Hyperaktiv/Impulsiv). Seine bemerkenswerten Eigenschaften und Verhaltensweisen waren ein deutliches Zeichen dafür.
Vielseitigkeit und Impulsivität
Er war ein vielseitiger Unternehmer, der sein Unternehmen nach eigenen Angaben immer wieder neu strukturierte, umbaute und verbesserte. Diese Kreativität und Flexibilität sind oft Stärken von Menschen mit ADHS. Allerdings tat er sich manchmal schwer, den Fokus zu finden und sich auf ein Thema zu spezialisieren. Langfristige Projekte, die erst spät Erfolge zeigen, liegen ihm eher nicht.
Er war sehr vielseitig interessiert – manche würden ihn Scanner nennen. Das führt dazu, dass solche Menschen viel breites Wissen haben, aber sich nur ungern fokussieren. Fokus und Schmalbandigkeit mögen Menschen mit ADHS nicht. Unternehmerisch ging er also in die Breite. Auch, weil er unternehmerische Entscheidungen oft nicht komplett durchgedacht hat. Er war impulsiv in seinen unternehmerischen Entscheidungen. Also eine hohe Offenheit und eine geringe Gewissenhaftigkeit. (Studie zu Persönlichkeit und ADHS)
Andererseits hat er starke, teilweise rigorose Prinzipien und einen großen Gerechtigkeitssinn. Tatsächlich auch ein typisches ADHS-Anzeichen.
Zeitmanagement bei ADHS
Während des Kurses verlor er mehrmals den Faden und wusste nicht mehr, was als nächstes kam. Sein schlechtes Zeitmanagement und schlechtes Zeitgefühl sprach er offen an. Dennoch war er eine sehr charmante, positive Rampensau. Er liebt es vor einer Gruppe zu sprechen und spontan auf unangenehme Fragen zu reagieren. Diese Spontaneität und Humor machten ihn zu einer beliebten Persönlichkeit, trotz seiner chaotischen Art.
Diese Extraversion ist eigentlich im Erwachsenenalter nicht mehr typisch für Menschen mit ADHS. Kinder mit ADHS mit Mischtyp oder hyperaktivem/impulsivem Typus sind oft sehr extravertiert: laut, risikofreudig, gesellig (oft bevorzugt mit Erwachsenen), reden viel und gerne, lieben Action. Im Erwachsenenalter verändert sich das im Durchschnitt. Viele Menschen mit ADHS werden im Laufe ihrer Sozialisation introvertierter. Das liegt daran, dass sie oft viel Ablehnung erfahren haben und sich zurückziehen.
Ein weiteres Merkmal war, dass er ein Deadline-Junkie war. Er liebte es, Dinge hinauszuzögern und konnte sehr gut mit Unsicherheiten umgehen. Ja, er zögerte sie sogar ein wenig heraus. Vielleicht auch nur ein Anzeichen seines schlechten Zeitmanagements. Aber ich hatte das Gefühl, dass da „mehr dahintersteckt“. Diese Neigung zu Prokrastination und Bauchentscheidungen sind typische ADHS-Symptome.
Spontaneität und Vergesslichkeit bei ADHS
Er hatte einen Widerstand dagegen, sich auf Vorträge oder Kurse vorzubereiten. Vermutlich, weil er viel lieber spontan agierte und reagierte. Große Projekte, große und langwierige Vorbereitungen mag er nicht – es soll lieber schnell gehen und schnell Ergebnisse zeigen. Ein weiterer Aspekt der Impulsivität im Arbeitsbereich. So redete er auch schnell und war aber (zum Glück) gedanklich flexibel.
Während des Kurses wechselte er häufig das Thema. Er sprang zwischen Themen hin und her und vergaß oft gestellte Fragen. Auch verlegte er während des Kurses immer wieder wichtige Utensilien. Ich würde wetten, dass er privat oft Handy, Autoschlüssel und Geldbörse sucht. Trotz dieser Themenwechsel und seiner Vergesslichkeit war er unfassbar freundlich und es machte Spaß, ihm zuzuhören. Er war und ist eine schillernde und prickelnde Persönlichkeit. Sein unternehmerischer Erfolg ist sicher auch seiner ADHS-Persönlichkeit zuzuschreiben.
Hätten Sie diesen Menschen auch als einen Menschen mit ADHS erkannt?
zwei Methoden, um einen ADHS Verdacht zu verifizieren
Zuerst ist es wichtig, dass niemand von einer vierstündigen Begegnung sicher ADHS diagnostizieren kann. Ganz abgesehen davon, dass das nur Fachexpert:innen (klinische Psycholog:innen und Psychiater:innen) dürfen. Aber der Verdacht liegt nahe. Wenn man bei einem Mitarbeiter ADHS vermutet – oder natürlich einer Mitarbeiterin – sollte man die folgenden zwei Dinge tun. Das hilft auszuschließen, dass das Verhalten einen anderen Ursprung hat.
Diese zwei Dinge sollte man tun, um ADHS bei Mitarbeitenden erkennen zu können:
- Beobachtungen: Achte auf wiederholte Verhaltensmuster, die auf ADHS hindeuten könnten. Notiere vielleicht über einen längeren Zeitraum (3-4 Wochen) solche Muster wie: Vergessen von Terminen, Verlegen von Gegenständen oder Unterlagen, Konzentrationsschwierigkeiten, gedankliche Abwesenheit, etc.
- Gespräche: Führe offene und unterstützende Gespräche, um herauszufinden, ob die betroffene Person ähnliche Probleme auch in anderen Lebensbereichen erlebt. Das ist relevant für „echtes ADHS“. Checke auch, ob die Person auch in der Kindheit schon entsprechende Symptome hatte.
Natürlich braucht vor allem das Gespräch eine gute Beziehungsbasis. Das ist sowieso bei Menschen mit ADHS in der Führung besonders wichtig. Denn diese haben oft ein starkes Bedürfnis danach zu gefallen und zu helfen. Deswegen ist die Beziehung zum/zur Vorgesetzten bzw. der Führungskraft besonders wichtig.
Fazit – ADHS bei Mitarbeitenden erkennen
ADHS kann erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsleben haben, sowohl für die betroffenen Personen als auch für ihre Kolleg:innen und Vorgesetzten / Führungskräfte. Der erste Schritt ist schon getan, wenn man ADHS bei Mitarbeitenden erkennen möchte! Das setzt nämlich den Grundbaustein des Interesses sicher.
Dann muss man die Komplexität von ADHS verstehen, in dem man ADHS Kompetenz erwirbt! 😉 Der Baustein für ADHS kompetente Führung. Denn nur dann können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsumgebung anzupassen und die betroffenen Mitarbeitenden zu unterstützen.