ADHS Diagnose bei Erwachsenen

ADHS Erkennen – 6 offizielle ADHS Diagnose Kriterien für Erwachsene

Ich möchte zu Beginn dieses Beitrags klarstellen, dass ich „nur“ Psychologin bin, aber weder die Befugnisse einer klinischen Psychologin noch die einer Psychiaterin besitze. Dies bedeutet, dass ich keine offizielle ADHS Diagnose stellen darf. In diesem Artikel soll es nicht darum gehen, eine Selbstdiagnose zu fördern, denn eine professionelle Diagnose kann nur von entsprechend ausgebildeten Fachpersonen durchgeführt werden. Dennoch kann ein gut informierter Blick auf die eigenen Verhaltensmuster und Schwierigkeiten hilfreich sein, um zu entscheiden, ob eine fachliche Abklärung sinnvoll ist.

ADHS Diagnose bei Erwachsenen und die Bedeutung der Kindheit

Die Diagnose von ADHS bei Erwachsenen basiert oft auf der Annahme, dass die Symptome bereits in der Kindheit vorhanden waren, auch wenn sie möglicherweise erst später erkannt werden. Dies spiegelt sich in den Diagnosekriterien der meisten psychologischen Standards, einschließlich des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) und der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10). (Consultant360, NIMH)

Im DSM-5, herausgegeben von der American Psychiatric Association, wird beispielsweise explizit gefordert, dass mehrere Symptome von ADHS vor dem Alter von 12 Jahren auftreten müssen, um die Diagnose im Erwachsenenalter zu stellen. Diese Anforderung basiert auf Forschungen, die zeigen, dass ADHS eine durchgängige Entwicklungsstörung ist, die in der Kindheit beginnt und sich mit unterschiedlichen Symptomen ins Erwachsenenalter fortsetzen kann.

Die Tatsache, dass ADHS-Symptome bereits in der Kindheit vorhanden sein müssen, dient u.a. dazu, andere mögliche Ursachen auszuschließen. Viele Erwachsene erleben Phasen hoher Belastung, Schlafmangel oder sind den Einflüssen sozialer Medien ausgesetzt. Solche Faktoren können temporär ADHS-ähnliche Symptome hervorrufen, ohne dass eine ADHS vorliegt.

Es ist ratsam, mit Familienmitgliedern, insbesondere den Eltern, zu sprechen, um festzustellen, ob die oben genannten Symptome schon in jungen Jahren präsent waren.

ADHS Diagnose Kriterien im Erwachsenenalter

1. Aufmerksamkeitsstörungen

Schwierigkeiten, konzentriert zu bleiben & Leicht ablenkbar:

  • Man hat Mühe, bei langen Meetings oder Aufgaben konzentriert zu bleiben, und externe Reize wie E-Mail-Benachrichtigungen können leicht ablenken.

Vergesslichkeit:

  • Man vergisst häufig wichtige Termine oder Aufgaben, was im Arbeitsalltag zu Problemen führen kann.

2. Hyperaktivität und innere Unruhe

Innere Unruhe & Unfähigkeit, sich zu entspannen:

  • Selbst in ruhigen Momenten fühlt man sich angespannt und ist ständig auf der Suche nach Bewegung, was sich bei der Arbeit als ständiges Beinwippen oder häufiges Aufstehen äußern kann.

Unfähigkeit, sitzende Tätigkeiten durchzuführen & Dysphorie bei Inaktivität:

  • Schwierigkeiten, lange still zu sitzen, insbesondere bei Aufgaben, die lange Sitzperioden erfordern, sowie Unbehagen und Reizbarkeit bei mangelnder Aktivität.

3. Emotionale Instabilität

Affektlabilität (Wechsel zwischen Stimmungen) & Affektkontrolle (Reizbarkeit, verminderte Frustrationstoleranz):

  • Stimmungsschwankungen von neutral bis niedergeschlagen, oft ohne ersichtlichen Grund, und geringe Toleranz gegenüber Frustrationen, was zu schnellen emotionalen Ausbrüchen bei geringem Anlass führen kann.

4. Desorganisiertes Verhalten

Unzureichende Planung und Organisation & Aufgaben nicht zu Ende gebracht:

  • Probleme bei der Planung und Durchführung von Projekten. Aufgaben werden oft begonnen, aber selten abgeschlossen, was zu einem chaotischen Arbeitsbereich führen kann.

5. Impulsivität und soziale Interaktion

Unterbrechen anderer im Gespräch, Ungeduld, impulsiv ablaufende Einkäufe & Unvermögen, Handlungen im Verlauf zu protharieren (Handlungen hinauszuzögern):

  • Neigung, andere zu unterbrechen oder voreilig zu handeln, was im beruflichen Umfeld zu Konflikten oder unüberlegten Entscheidungen führen kann.

6. Emotionale Überreaktivität

Unfähigkeit, adäquat mit alltäglichen Stressoren umzugehen, Reizüberflutung, Black-Outs:

  • Überreaktion auf alltägliche Herausforderungen und Schwierigkeiten, Stress angemessen zu bewältigen, was zu überwältigenden Gefühlen und in extremen Fällen zu kurzen Gedächtnisausfällen führen kann.

Selbstdiagnose bei ADHS

Abschließend möchte ich betonen, dass die hier vorgestellten Checklisten und Erklärungen nicht als Mittel zur Selbstdiagnose von ADHS dienen sollen. Sie sind vielmehr als Informationsquelle gedacht, um das Verständnis für die verschiedenen Facetten von ADHS zu fördern und möglicherweise den Anstoß für eine fachliche Abklärung zu geben, falls Sie oder jemand, den Sie kennen, ähnliche Muster im Verhalten feststellt.

ADHS ist eine komplexe und vielschichtige Erkrankung, die das Leben von Betroffenen und ihren Familien erheblich beeinflussen kann. Während einige Symptome offensichtlich und störend sein können, gibt es auch positive Aspekte, die oft übersehen werden, wie Kreativität, Flexibilität im Denken und die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Menschen mit ADHS besitzen oft einzigartige Talente und Fähigkeiten, die in der richtigen Umgebung gefördert und geschätzt werden sollten.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in den Beschreibungen wiederfindet, könnte es hilfreich sein, professionelle Unterstützung zu suchen. Fachleute auf dem Gebiet der Psychologie oder Psychiatrie können durch umfassende Bewertungen und Untersuchungen eine genaue Diagnose stellen und entsprechende Behandlungspläne empfehlen.

Ähnliche Beiträge